Durchblutung bei Hochdruck- und Normaldruckglaukom

Vaskuläres Konzept des Glaukomschadens

Die Frage, wie ein Glaukom-Schaden entsteht und insbesondere welche Rolle dabei die Durchblutung spielt, hat schon viele Forscher beschäftigt. Bereits vor Jahrzehnten wurde vermutet, dass die Durchblutung beim Glaukom eine wichtige Rolle spielen könnte. Aber es blieb lange Zeit schwer bis fast unmöglich, das zu belegen, v.a. aus folgenden Gründen: a) die Methoden zum Messen der Augen-Durchblutung haben sich erst in neuerer Zeit befriedigend entwickelt, b) es gibt keine guten Tiermodelle für das Glaukom, insbesondere nicht für Normaldruckglaukom, c) lange Zeit fokussierten sich Forscher auf die Arteriosklerose und ihre Risikofaktoren und haben nicht bemerkt, dass die Fehlregulationen der Blutgefäße beim Glaukom ebenso wichtig sind. Einzig die Beobachtung, dass ein tiefer Blutdruck ein Risikofaktor ist, hatte sich immer wieder bestätigt, wurde aber trotzdem über lange Zeit kaum beachtet, u.a. weil die ersten Beschreibungen nicht auf Englisch waren. In den letzten Jahren hat sich das geändert und die Literatur ist fast unübersichtlich groß geworden. Auf dieser Webpage haben wir das Wissen über die Augendurchblutung zusammengestellt und in diesem Kapitel stellen wir das darauf basierende vaskuläre Konzept vor. Es ist im Wesentlichen das pathogenetische Konzept von Flammer, das er bereits vor Jahren beschrieben hat. Später hat er es dann noch weiterentwickelt.
The impact of ocular blood flow in glaucoma
J Flammer, S Orgül, VP Costa, N Orzalesi, GK Krieglstein, LM Serra, JP Renard, E Stefansson:
The impact of ocular blood flow in glaucoma
In diesem, weit über tausendfach zitierten Review, beschreiben Flammer et al. den wissenschaftlichen Werdegang der modernen Vorstellung über die Bedeutung der Durchblutung beim Glaukom. Den entscheidenden Durchbruch brachten folgende Beobachtungen: a) die Durchblutung bei Glaukom-Patienten, insbesondere bei Normaldruckglaukom-Patienten, ist nicht nur lokal am Auge, sondern auch systemisch verändert, b) es geht nicht nur um Arteriosklerose, sondern v.a. auch um Fehlregulationen der Durchblutung und c) mindestens so wichtig wie die Verminderung der Durchblutung ist die Fluktuation der Durchblutung und damit die Fluktuation der Sauerstoffversorgung des Auges, insbesondere des Sehnervenkopfes und d) der daraus resultierende oxidative Stress, der eine entscheidende Rolle spielt bei der Aktivierung der Astrozyten und dem zunehmenden Energiemangel in den Axonen. Dieser Energiemangel führt zur schwankenden Funktionsverminderung und schließlich zum Zell-Tod.
Vascular Concept of Glaucoma video
J Flammer:
The Vascular Concept of Glaucoma (Video)
Dieses Video ist eine deutsche Übersetzung eines Vortrages von Prof. Josef Flammer, vorgetragen am 1st OBF-Summit. In diesem Video stellt er das von ihm entwickelte vaskuläre Glaukom-Konzept Schritt für Schritt vor. Er beschreibt, leicht verständlich, welche Formen der Durchblutungsstörungen zu einem Glaukom-Schaden führen. Er erklärt die Ursachen einer instabilen Sauerstoff-Versorgung, die Aktivierung der Astrozyten, den Gewebeumbau, die Entstehung des oxidativen Stress in den Mitochondrien und die Apoptose der neuronalen Zellen. All diese Prozesse führen schliesslich zur Papillen-Exkavation.
The Vascular Concept of Glaucoma
J Flammer:
The Vascular Concept of Glaucoma
Wir haben ihnen oben das Video von Flammer 2019 über sein vaskuläres Konzept gezeigt. In diesem Review beschreibt Flammer bereits 1994 die Grundzüge seines vaskulären Glaukom-Konzeptes ( z.B. die Bedeutung einer vaskulären Dysregulation). Im Kapitel über die retinalen Venen haben wir ihnen ein Video von Flammer über den retinalen Venendruck gezeigt. Wie sie hier sehen, hat Flammer bereits viele Jahre vorher darauf hingewiesen, dass beim Glaukom nicht nur die Arterien, sondern auch die Venen fehlreguliert sind.
What Is the Present Pathogenetic Concept of Glaucomatous Optic Neuropathy?
J Flammer, Mozaffarieh:
What Is the Present Pathogenetic Concept of Glaucomatous Optic Neuropathy?
In diesem Review beschreiben Flammer et al. 2007 ein vaskuläres Konzept über die Entstehung des Glaukom-Schadens, das bereits weitestgehend unseren Vorstellungen von heute entsprechen. Es ist ein Zusammenspiel von mehreren Risikofaktoren und Pathomechanismen, die schliesslich zum Schaden führen. Die vaskuläre Dysregulation, der oxidative Stress, die Aktivierung der Astrozyten, sowie die Bildung von Endothelin und Stickstoffmonoxid werden erklärt. Die Metalloproteasen werden in den aktivierten Astrozyten und in den Leukozyten des Blutes gebildet und ermöglichen den Gewebeumbau als Voraussetzung für die Entstehung einer Exkavation.
The Role of Ocular Blood Flow in the Pathogenesis of Glaucomatous Damage
J Flammer, K Konieczka, AJ Flammer:
The Role of Ocular Blood Flow in the Pathogenesis of Glaucomatous Damage
Sprechen wir über Glaukom und Durchblutung, so wurden und werden wir immer wieder mit vielen Fragen konfrontiert. In dieser Übersicht beantwortet Flammer die häufigsten Fragen zum Thema Durchblutung und Glaukom.